Über die Übersetzung
Die neue deutsche Übersetzung des Talmuds: Aufbau und Unterschied zur Lazarus Goldschmidt Übersetzung
Nun, einer der Haupttexte dieses jüdischen Studiums, wenn nicht sogar der Haupttext, ist zweifelsohne der babylonische Talmud.
Ich bin davon überzeugt, dass jeder, der den Talmud nicht kennt, nicht in der Lage ist das Judentum richtig zu verstehen, denn das ganze Wesen des Judentums, wie es sich in den letzten 2000 Jahren entwickelte, hat seine Fundamente – ja, seine Seele – in den Lehren des Talmud.
Um die hundert Jahre ist her, dass Lazarus Goldschmidt sein Lebenswerk, die deutsche Übersetzung des babylonischen Talmuds veröffentlicht hat. Goldschmidts Übersetzung gilt bis heute als die ausführlichste deutsche Übersetzung des Talmuds – ein beispielloses Meisterwerk. Es gab zwar noch einige andere Übersetzungen einiger ausgewählter Traktate – Goldschmidts Übersetzung ist dennoch die Ausführlichste von allen.
Und dennoch verkünde ich: Gelobt sei der Ewige, der uns Deutschsprachige diese Zeit hat erreichen lassen, dass nun eine neue deutsche Talmud-Übersetzung das Licht der Welt erblickt! Denn trotz der grossen Arbeit, die Goldschmidt geleistet hat und trotz der Wichtigkeit, die seiner Übersetzung darstellt, so weist sie dennoch einige Mängel auf, die die vorliegende, neue Übersetzung zu beheben versucht.
Es gibt drei wesentliche Unterschiede zwischen der vorliegenden Übersetzung und der von Lazarus Goldschmidt:
I. Lazarus Goldschmidt übersetzt hauptsächlich nur den Talmudtext, ohne genau zu erläutern, was genau die Fragen und Antworten des Talmuds sind und wie genau die Beweisführung funktioniert. Dies ist jedoch sehr fundamental für das Verständnis des Talmuds. Es ist demnach beinahe unmöglich den Goldschmidt-Talmud, so wie er ist, zu lernen. Die vorliegende Übersetzung hingegen versucht die Fragen und Antworten des Talmuds wie auch die Beweisführung verständlicher zu machen.
II. Einige Begriffe und Konzepte, die für das Verständnis der jeweiligen, talmudischen Abhandlung (Sugja) nötig sind, werden in der vorliegenden Übersetzung in Kürze erklärt, was bei Goldschmidt sehr spärlich bis hin zu gar nicht passiert.
III. Goldschmidts Übersetzung liegt um die 100 Jahre zurück, so dass auch das Deutsch ein veraltetes ist. Es wird daher in dieser Übersetzung ein einfacheres und heute gebräuchliches Deutsch angewandt.
Die vorliegende Übersetzung ist daher wie folgt aufgebaut:
- Erklärungen, die den Fliesstext des Talmuds verständlicher machen, werden in den Text des Talmuds eingefügt und dünn geschrieben, wohingegen die Übersetzung des Talmudtextes selbst, fett hervorgehoben wird. So können die Leser besser zwischen dem Talmudtext und der Erklärung differenzieren.
- Die meisten Erklärungen der jeweiligen Abhandlungen basieren auf dem Talmud-Kommentar von Raschi.
- Nicht jedes hebräische/aramäische Wort wird immer gleich übersetzt. Oft werden Synonyme wegwendet, wenn diese meiner Ansicht nach sprachlich oder kontextuell besser passen. Manchmal kann das gleiche Wort an einer anderen Stelle komplett anders übersetzt sein, wieder abhängig vom Kontext. Bekanntlich ist eine Übersetzung immer zugleich auch eine Interpretation.